Wer ist die GWS?

Geschützte Werkstätten – Integrative Betriebe Salzburg GmbH: Wer oder was ist das?

Gut, unser Firmenname ist vielleicht etwas sperrig. Er ist lang und man weiß auch nicht wirklich, was er beinhaltet. Wenn man Bekannte oder Freunde fragt, ob sie die GWS kennen, dann bejahen die meisten diese Frage. Das ist ja schon mal gut. Wenn man allerdings nachfragt, wer weiß, was die GWS macht, dann bekommt man meistens eine dieser Antworten: „Irgendwas mit behinderten Menschen“ oder „die machen doch Medaillen, oder?“ oder auch „wir haben da mal T-Shirts bestellt“. Alles richtig. Nur, dass hinter dem Firmennamen und dem ungefähren Wissen viel mehr steckt. Um genau zu sein ein sozial innovatives und wirtschaftliches Unternehmen mit schier unendlichen Möglichkeiten in der Produkt- und Dienstleistungspalette. Um die GWS zu verstehen, muss man sie eigentlich erlebt haben. Wir versuchen es trotzdem in diesem Artikel:

Der Anfang war hart und kalt

Es klingt fast wie das Drehbuch eines Films: An einem kalten, düsteren Dezembermorgen im Jahr 1977 hat sich der erste Geschäftsführer der GWS, Ing. Mag. Herbert Silberberger, beim Finanzamt Salzburg eine Steuernummer geholt und sich bei der Sozialversicherung angemeldet. Das erste Gebäude der GWS war alt, desolat und zugig und so hat Herr Silberberger von daheim einen Heizstrahler mitgenommen, um sich etwas warm zu halten. So saß er nun an seinem Schreibtisch und grübelte, was die GWS machen könnte. Klar war nur eins: Es soll ein ganz normaler Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigung werden.

Die GWS ist definitiv mein Lebenswerk. So schwierig und holprig die Anfänge auch waren. Mit dem klaren Ziel vor Augen überwanden wir alle Hürden, die sich uns in den Weg stellten.

Ing. Mag. Herbert Silberberger

Weißenberg-Konzept

Vorweg muss man die Idee des Integrativen Betriebes erklären: 1977 wurde unter dem damaligen Sozialminister Dr. Gerhard Weißenberg das Konzept der Integrativen Betriebe entwickelt. Menschen mit Beeinträchtigungen sollten einen vollwertigen Arbeitsplatz bekommen. Das Besondere an diesem Konzept war die Entlohnung. Es mussten Löhne auf Kollektivbasis bezahlt werden. Zum ersten Mal erwarben Menschen mit Beeinträchtigung Pensionsansprüche. Aus Sozialhilfeempfänger*innen wurden Lohnempfänger*innen.

Die GWS: ein Vorzeigeunternehmen

Im Jahr 2020 angekommen, zählt die GWS fast 500 Mitarbeiter*innen, ca. 80% mit Beeinträchtigung. Eine Frau, Mag.a Astrid Lamprechter, MBA,  steht seit 10 Jahren an der Spitze, leitet das wirtschaftlich stabile Unternehmen und hat es zu einem attraktiven Arbeitgeber für Menschen mit und ohne Behinderung im Bundesland Salzburg gemacht. Die GWS ist vielfältig in ihrem Angebot. Von technischen Montagen über Montagen im Reinraum bis hin zu Druckerzeugnissen, Medaillen, Werbemitteln, Reinigung und Grünraumpflege – ja wir haben sogar eine eigene Nähabteilung und das ist noch lange nicht alles. (Fast) Nichts ist unmöglich in unserem Betrieb. Familienfreundlichkeit ist kein Schlagwort, das am Türschild steht. Wir haben ungefähr 120 Arbeitszeitenmodelle (ja, tatsächlich), eine eigene Tagesmutter im Unternehmen, selbstgekochtes Mittagessen, das man mit nach Hause nehmen kann, Homeoffice wenn es die Aufgabe erlaubt, ein internes Weiterbildungsprogramm mit Yoga, Lauftraining, Meditation, Kochkursen uvm. Sachen, die wirklich Spaß machen. Wir haben aber auch Sozialarbeiter*innen im Haus, an die sich unsere Mitarbeiter*innen wenden können, wenn sie Fragen haben oder Probleme nicht allein lösen können.

Es „menschelt“

Und das schon beim Vorstellungsgespräch. Wer sich in letzter Zeit um einen neuen Job beworben hat, weiß wovon ich schreibe. Entweder man erhält sofort eine Absage oder man muss mindestens fünf Assessment Center Bewerbungsverfahren hinter sich bringen, damit man schlussendlich doch nicht zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird. Bei uns ist das anders. Wenn die Bewerbung zur Stelle passt, Name und Telefonnummer drauf stehen, ist das schon ein großer Indikator dafür eingeladen zu werden. Es findet ein Gespräch statt. Man lernt sich kennen. Passt man zueinander?  Das spürt man einfach in einem ehrlichen Gespräch. Natürlich spielen Bedarf und Eignung eine Rolle. Denn eins ist klar – nur weil ein Mensch in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt ist, sagt das noch lange nichts über seine Leistungsfähigkeit aus. Die Menschlichkeit zieht sich durch alle Ebenen, alle Bereiche. Die persönliche Ebene spielt in der GWS eine große Rolle. Der Mensch steht mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt.

Ich arbeite gern in der GWS, weil ich hier die Chance bekommen hab eine Lehre zu machen und weil in der GWS viel Wert auf Weiterbildung und Entwicklung gelegt wird.

Mario Ellinger Produktionsleiter Siebdruck

Behindert ist nicht gleich Behindert

Wenn das Wort Behinderung oder Beeinträchtigung fällt, haben die meisten Menschen ein vorgefertigtes Bild im Kopf. Der*die klassische Rollstuhlfahrer*in, eine Person mit Trisomie 21, eine blinde Person, jemand der intellektuell eingeschränkt ist...
Wenn ich durch unser Unternehmen gehe, sehe ich meine Kolleginnen*Kollegen. Denn Behinderung ist vielfältig, man sieht sie nicht immer und meistens gar nicht auf den ersten Blick. Diabetes, ein doppelter Bandscheibenvorfall, ein Arbeitsunfall und es werden zwei Finger abgetrennt, Herzerkrankung, Burnout, Depressionen, chronische Erkrankungen und vieles mehr – die Bandbreite von Behinderung ist so groß und individuell – und es sagt nichts über die Kompetenzen und die Motivation einer Person aus. Und doch gibt es ein paar Sachen, auf die wir mehr achten als andere Firmen. Darf die Person mehr als 5 Kilogramm heben? Sind zusätzliche Pausen erforderlich? Muss ein höhenverstellbarer Tisch angeschafft werden? Wir bieten ein Umfeld, in dem eine Person mit Behinderung ihre 100 Prozent leisten kann.

Und wie finanzieren wir uns?

So wie alle anderen Unternehmen auch – durch Kunden*Kundinnenaufträge.  KTM, BWT, Teekanne, Arbeiterkammer Salzburg, Bergisel, Salzburger Skilehrerverband – um nur einige unserer Kunden*Kundinnen zu nennen. Sie arbeiten mit uns zusammen, weil die Qualität stimmt. Der soziale Aspekt ist ein schöner Nebeneffekt. Wir erhalten aber auch Unterstützung vom Land Salzburg und vom Bund. Damit soll der behinderungsbedingte Mehraufwand ausgeglichen werden. Als gemeinnützige GmbH sind wir nicht gewinnorientiert, eine Null muss aber erwirtschaftet werden. 

Wer jetzt Lust bekommen hat unser Unternehmen zu besuchen, der kann sich jederzeit gerne melden und eine Betriebsführung ausmachen. Wir freuen uns, Ihnen einen der coolsten Betriebe Salzburgs zeigen zu dürfen!

 

Short Facts:

Gründung GWS: 1977 als Verein, 1979 als GmbH

Standorte: 3, Salzburg Stadt, Bruck an der Großglocknerstraße, St. Margarethen im Lungau

Mitarbeiter*innenanzahl: ca. 480

Entlohnung: KV-Metall

Eigentümer: Rettet das Kind Salzburg und ÖZIV Salzburg

Integrative Betriebe Österreich (IBÖ): gesamt gibt es in ganz Österreich 8 Integrative Betriebe, die ähnlich wie die GWS aufgebaut sind, mit einem unterschiedlichen Leistungsportfolio. www.integrative-betriebe.at

Mitarbeiter*innenanzahl: alle IBs beschäftigen zusammen rund 3.000 Mitarbeiter*innen

GWS Imagefilm

Für eine digitale Reise durch unser Unternehmen klickt euch gerne in unser Video.