Vorne steht die Zwei

Die Diskussion dazu ist alt, die Verhandlungen jahrelang ergebnislos. Die Rede ist von einer Aufstockung der Beschäftigtenanzahl in den acht Integrativen Betrieben Österreichs. Im Oktober 2020 – in einem für den Arbeitsmarkt schwierigen Jahr – gelang der Durchbruch mit dem damaligen Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober. In drei Jahren steht die Zwei vorne: 2000 Vollzeitarbeitsplätze und 200 Lehrlingsausbildungsplätze stehen ab dem Jahr 2023 Menschen mit Behinderung in ganz Österreich zur Verfügung.

Wertvolle Arbeitsplätze, die es Menschen ermöglichen selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Manchen von ihnen bleibt damit Langzeitarbeitslosigkeit, lebenslange wirtschaftliche Abhängigkeit von sozialen Sicherungssystemen und Armutsgefährdung erspart. Denkt man volkswirtschaftlich, ermöglicht jeder Euro an Fördermittel eine Wertschöpfung von drei Euro. Das wurde in zahlreichen nationalen und internationalen Studien berechnet und bestätigt.

Integrative Betriebe bieten Menschen ab einem Grad der Behinderung von 30% und mit Arbeitsfähigkeit ein unterstützendes berufliches Umfeld. So können sie ihre persönlichen 100% am Arbeitsplatz entwickeln, erhalten oder wiedergewinnen. Das ist gerade für junge Menschen wichtig.

„Bei uns können Lehrlinge bis zum 24. Lebensjahr in die Lehrausbildung einsteigen. Sie haben oft eine wahre Odyssee an missglückten Ausbildungsversuchen hinter sich. Wir sind meist die letzte Station und doch verläßt jeder Lehrling, der es durchzieht, die GWS als ausgebildeter Facharbeiter oder Facharbeiterin“

Mag.a Astrid Lamprechter, MBA - Geschäftsführerin der Geschützten Werkstätten Salzburg.

Mit der Erhöhung der Ausbildungsplätze von 29 auf 37 alleine in Salzburg kann durchaus von einer Lehrlingsoffensive gesprochen werden. Bei den Mitarbeiter*innen wird in den nächsten drei Jahren von derzeit 332 auf 382 Vollzeitäquivalenten aufgestockt. Das können dann gut 70 Personen werden, die einen neuen Arbeitsplatz finden werden. Aktuell sucht die GWS dringend Nähpersonal. Finanziert werden die integrativen Arbeitsplätze durch einen Mix an Geldern aus Bund und Ländern. Außer im Burgenland und in Vorarlberg gibt es in jedem Bundesland einen Integrativen Betrieb, in Niederösterreich sogar zwei. Insgesamt reden wir von mehr als 3000 Mitarbeiter*innen – tatsächlich in Köpfen gerechnet. Das ist mehr als die Salzburg AG an Beschäftigte hat, die immerhin der zweitgrößte Arbeitgeber in Salzburg ist.

Viele der GWS-Mitarbeitenden hatten vorher andere Jobs. Sie kamen irgendwann mit den Gegebenheiten in den Unternehmen nicht mehr zurecht. Auslösende Faktoren können stressbedingte Erkrankungen, Unfälle, hohe psychische Belastungen sein. Dann heißt es, sich auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt umschauen. Dort spielt die GWS als Unternehmen eine bedeutende Rolle. So freut die Geschäftsführerin die stufenweise Erhöhung der Beschäftigtenanzahl bis zum Jahr 2023 ganz besonders: „Gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Phase diese zusätzlichen Arbeitsplätze zu bekommen, ist ein wichtiges Signal für die Zukunft. Jeder einzelne Arbeitsplatz bedeutet für einen Menschen die Chance auf ein neues Leben mit Gehalt, Pensionsansprüchen und einem beruflichen Umfeld, das die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt. Lohn statt Taschengeld ist bei uns seit Jahrzehnten umgesetzt und ein Erfolgsmodell.“